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Dranbleiben heißt immer wieder anfangen

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  • Beitrags-Kategorie:Persönliches
  • Beitrags-Kommentare:Ein Kommentar
  • Beitrag zuletzt geändert am:15.06.2025

Halt dich fest: Für mein Masterstudium habe ich insgesamt neun Jahre gebraucht.

Ok, es war berufsbegleitend – trotzdem ist das wahnsinnig lange🥴 Ich habe an der FernUni Hagen begonnen, ein paar Prüfungen abgelegt – aber das Modell (Prüfungen nur zweimal im Jahr, immer auswärts, mit Übernachtung) hat irgendwann einfach nicht mehr zu meinem Leben gepasst. Also bin ich zur IU gewechselt. Einige Fächer konnte ich mir anrechnen lassen. Ich habe motiviert neu gestartet. Und dann? Dann kam das Leben dazwischen.

Zwei Kinder. Perfektionismus. Pausen. Zweifel.

Und trotzdem: Ich habe es zu Ende gebracht.

Als Beitrag zu Astrid Engels Blogparade „Wie schaffst du es, Dinge durchzuziehen – auch wenn’s im Alltag stressig wird?“ erzähle ich dir, was mir geholfen hat, dranzubleiben. Und warum „Dranbleiben“ nicht immer bedeutet, pausenlos weiterzumachen, sondern immer wieder den Einstieg zu finden.

Perfektionismus bremst – und zwar richtig

Gerade im Fernstudium hat man viel zeitliche Flexibilität. Klingt erstmal gut. Aber wenn man dazu neigt, sich erst perfekt vorbereitet fühlen zu wollen, bevor man eine Prüfung antritt, wird genau diese Freiheit zum Problem.

Ich habe viel Zeit damit verbracht, Zusammenfassungen zu schreiben, Themen bis ins Detail zu verstehen – aber ich habe oft kein Ende gefunden. Rückblickend hätte ich mir klarere Zeitrahmen und eigene Deadlines setzen sollen. Denn: Was keinen festen Termin hat, dehnt sich aus. (Parkinsonsches Gesetz lässt grüßen.)

Im Nachhinein denke ich mir: lieber gut genug vorbereitet als nie fertig.

Schreiben hilft – nicht nur bei Hausarbeiten

Irgendwann habe ich begonnen, meinen Fortschritt schriftlich festzuhalten. Erst ganz einfach: Welche Themen habe ich gelernt? Was ist noch offen? Welche Fragen habe ich? Was denke ich gerade zum Thema?

Diese Notizen haben mir auf mehreren Ebenen geholfen:

  • Ich habe festgehalten, was ich verstanden habe – und konnte darauf aufbauen.
  • Ich wusste nach Pausen schneller wieder, wo ich weitermachen kann.
  • Ich konnte Gedanken sortieren, bevor ich geschrieben habe.

Heute nutze ich dafür Obsidian – ein Tool, das ich leider erst spät entdeckt habe, aber nicht mehr missen möchte.

Obsidian & Themenfindung: Mein Rettungsanker für die Masterarbeit

Besonders deutlich wurde das beim Schreiben meiner Masterarbeit. Ich hatte lange Schwierigkeiten, ein Thema zu finden – und dann den Einstieg. Ich habe darüber hier schon mal ausführlich geschrieben: Mein Schreibprozess bei der Masterarbeit

Was mir letztlich geholfen hat: Das Notieren von Gedanken, losen Ideen und Querverbindungen zu sehen. Genau das macht Obsidian möglich:

  • Ich kann Gedankensplitter sammeln, ohne gleich strukturieren zu müssen.
  • Ich sehe Zusammenhänge zwischen Themen.
  • Ich dokumentiere meinen Prozess – auch für spätere Arbeiten.

Rückblickend denke ich oft: Ich wünschte, ich hätte dieses System schon bei meinen ersten Hausarbeiten gehabt. Durch das konsequente Aufschreiben wird die Ideenfindung einfacher – nicht nur für Hausarbeiten. Das gilt genauso für Blogartikel, Newsletter und alles, was ich sonst schreibe.

Pausen gehören dazu

Zwischen dem Studienstart und dem Abschluss liegen nicht nur Kapitel und Prüfungen, sondern auch Lebensphasen. Schwangerschaften. Kleinkindjahre. Krankheiten. Prioritätenverschiebungen.
Je größer das Projekt, desto wahrscheinlicher ist es, dass uns etwas dazwischen kommt. Das kann auch heißen: Ein anderes Thema bekommt Raum, weil es mich gerade begeistert. Ich finde, das darf auch sein.
Es bringt nichts, Pausen zu verurteilen und sich dann ein schlechtes Gewissen zu machen.
Viel wichtiger ist, wie ich es schaffe, wieder anzufangen.

Was mir dabei hilft:

  • Hürden klein machen (z. B. nur 10 Minuten lesen statt „Kapitel durcharbeiten“)
  • Mich daran erinnern, dass ich nicht bei null beginne – sondern wieder anknüpfe
  • Verständnis für mich selbst – kein schlechtes Gewissen, sondern kleine Schritte

Leicht machen ist wichtiger als Disziplin

Disziplin ist ja ein Konzept, mit dem ich öfter mal hadere. Disziplin und ich sind keine Freunde. Umso wichtiger ist mir das „leicht machen“.

Ein paar kleine (aber feine) Dinge, die mich dabei unterstützt haben:

  • Obsidian für Gedanken, Arbeitsstände, Entwürfe, Literaturnotizen
  • Eigene Fristen, die nicht verschiebbar waren – auch wenn’s „nur“ künstlich war
  • Zotero: Literaturverwaltung und die automatisierte Erstellung des Literaturverzeichnisses
  • Meine Strategien zur Konzentration habe ich im Rahmen einer anderen Blogparade verbloggt
  • Ein bisschen „Go with the flow“: für feste Stundenpläne ist mein Leben zu voll und mein Kopf zu wenig planbar. Dafür habe ich Phasen, da kann ich stundenlang schreiben
  • Freewriting habe ich wirklich schätzen gelernt; denn ich neige sehr dazu, Texte zu zerdenken, bevor ich überhaupt ein Wort geschrieben habe

Dranbleiben ist kein Sprint

Ich dachte früher, „dranbleiben“ heißt: durchziehen, keine Pause machen, keine Lücke zulassen.

Jetzt heißt Dranbleiben für mich: wieder anfangen können

Auch nach einer Unterbrechung. Auch nach Zweifeln. Auch mit kleinen Zeitfenstern.

Wenn du gerade an etwas arbeitest – ob Hausarbeit, Blogprojekt oder ganz etwas anderes – und du hast das Gefühl, du kommst nicht weiter: Vielleicht brauchst du ein bisschen Nachsicht mit dir selbst. Und den nächsten machbaren Schritt.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Astrid Engel

    Liebe Martina,
    auch wenn ich selbst nicht aus Erfahrung spreche: Wer ein berufsbegleitendes Studium schafft, und dann sogar noch mit Familie, der hat meine allergrößte Hochachtung. Auch wenn es vielleicht etwas länger gedauert hat. Toll!

    Der Wiederanfang nach einer Pause ist für mich auch eine riesige Hürde. Wenn ich aus irgendeinem Grund aus einem Projekt rausfalle, finde ich es unglaublich schwer, wieder den Einstieg zu finden.
    Wenn die Pause vorhersehbar ist, bereite ich den Wiedereinstieg vor, indem ich mir auch die nächsten Schritte wieder aufschreibe. Dann geht es einigermaßen. Kommt auf die Qualität meiner Notizen an.

    Aber ungeplant rausfallen, weil sich etwas anderes reinschiebt und länger bleibt als gedacht, ist sehr gefährlich für das ursprüngliche Projekt. Ich weiß – ständig dokumentieren, gute Prozesse, darauf vorbereitet sein … schon 1000 Mal vorgenommen und trotzdem gelingt es nur gelegentlich. Trotz Notion-System und guter Notiz-Strukturen …

    Deshalb: Ich gebe dir Recht. Auch für mich heißt Dranbleiben: Wieder anfangen können.
    Danke für den tollen Beitrag zu meiner Blogparade 😊

    Liebe Grüße
    Astrid

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