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Wohin soll meine Aufmerksamkeit fließen? Meine Gedanken zum Umgang mit der Informationsflut

Die Informationsflut hat mich auch schon in meiner Masterarbeit beschäftigt. Folgendes habe ich dazu geschrieben:

Die zunehmende Verfügbarkeit von Informationen und Wissen führt dazu, dass die Bewältigung des Überangebots eine große Herausforderung darstellt. Eine große Menge redundanter, widersprüchlicher oder ungenauer Inhalte erschwert das Suchen nach den tatsächlich relevanten Informationen. So wird die menschliche Aufmerksamkeit zum limitierenden Faktor, da die Zeit- und Aufmerksamkeitsressourcen der Menschen gleich geblieben sind. 1,2

Und genau das ist der Punkt: Unsere Aufmerksamkeit ist begrenzt, während die Informationen um uns herum explodieren. Wie können wir also achtsamer mit diesem digitalen Überfluss umgehen? Hier teile ich meine persönlichen Erfahrungen und Strategien als Beitrag zu meiner Blogparade „Digitale Achtsamkeit: Deine besten Tipps für den Umgang mit der Informationsflut“.

Social Media, Nachrichten und E-Mails: Endloses Scrollen und Unterbrechen abschalten

Früher gabe es auf Instagram mal diese Linie, die anzeigt, dass man alles neue angeschaut hat. Die war vorher immer mein Anlass zum Ausmachen. Mittlerweile gibt es sie nicht mehr – oder ich komme einfach nicht so weit vor lauter Werbung.
Andere Apps, z.B. Facebook oder Twitter, habe ich schon länger verbannt, TikTok nie genutzt. Aber von Instagram konnte ich mich noch nicht ganz verabschieden.
Es gibt dort eben auch einige tolle Profile, deren Inhalte ich nicht missen möchte – z.B. den Account von Nora Imlau oder von Mirja Siegl aka seiten.verkehrt. Instagram hat eine tolle feministische Bubble und ich habe dort viel gelernt.
Womit ich mir behelfe: Der App-Timer. Mittlerweile ist der auf 20 Minuten geschrumpft. Einmal kann man noch verlängern (auch das habe ich mir mittlerweile abgewöhnt), dann schaltet sich die App einfach ab. Diese Funktion finde ich hilfreich. Zum Beispiel wenn man gerade mal wieder in der Kommentarspalte versinkt und dann einfach die App aus geht. Das funktioniert – denn den Post würde man eh nicht nochmal wieder finden, wenn man Instagram neu öffnet.
Ich merke, dass ich jetzt auch zielgerichteter konsumiere, weil ich weiß, ich kann mir xy nicht mehr anschauen, wenn ich mich erst ablenken lasse.

Auf Mastodon gibt es ihn noch, den Strich, der dir sagt, dass du jetzt schließen kannst. Und es gibt noch nicht so wahnsinnig viel Content auf Mastodon, dass ich den nie erreichen würde. Wahrscheinlich ist das auch nur der Luxus des Anfangs und irgendwann ist meine Liste an Profilen, denen ich folge, auch unendlich lang.

Interessante Blogs speichere ich mir im RSS-Reader ab (ich nutze dafür Inoreader). Das hat den Vorteil, dass nicht wie auf SocialMedia jeder zweite Beitrag ein „Vorschlag“ oder Werbung ist. Und: Man versumpft nicht so leicht in Kommentarspalten.

Einfache Dinge, die ich immer wieder mache:

  • Apps vom Startbildschirm löschen (oder gleich deinstallieren)
  • Benachrichtigungen blockieren bzw. nur sehr ausgewählte zulassen (auf dem Handy und auch auf dem Laptop)
  • Nachrichtenportale bewusst auswählen und nur „von selbst“ konsumieren, d.h. keine Benachrichtigungen
  • Ich räume ab und zu auf: Newsletter die ich nicht mehr lese, abbestellen, Apps löschen, gemerkte Artikel durchschauen und sortieren, Notizen durchgehen, …
  • Regeln für E-Mails, sodass nicht alles in der Inbox landet

Die eigentliche Ablenkung ist in unserem Kopf

Die problematischsten Ablenkungen sind diejenigen, die von einem selbst ausgehen und die man nicht so einfach abschalten kann wie das Telefon.3

Was mir wahnsinnig hilft: Aufschreiben. Das habe ich schon kurz in meinem Beitrag zu Sabines Blogparade zur Konzentration erwähnt. Alles, was wir aufschreiben, ist aus dem Kopf und geistert dort erstmal nicht mehr rum. Wichtig ist dabei aber, dass wir ein System haben, dem wir auch genug „vertrauen“ – sonst funktioniert das nur bedingt.

Dazu kommt, dass ich mir beim Notizen machen auch immer Gedanken dazu mache: Was ist für mich daran interessant und warum? Hat es eine Beziehung zu einer anderen Notiz? Was ist meine Idee dazu?
Da das zu einer Gewohnheit geworden ist, hilft mir das manchmal auch, wenn ich mich gerade durch zig Beiträge und Artikel lese: Ich überlege mir, was davon relevant ist und was ich dazu aufschreiben will. So kommt ein kleiner Stopp in den Gedanken-/Informationsstrom. Aber: das ist auch keine Garantie und oft genug lese ich mich noch länger durch ein Thema, insbesondere, wenn es mich gerade gepackt hat und mich brennend interessiert. Für mich ist da die Balance wichtig; manchmal lasse ich mich auch gerne mitreißen.

Durch die Digitalisierung kommen wir super einfach an alle möglichen Informationen, Artikel, Bücher, Podcasts, Paper usw. kommen. Das ist eine riesengroße Erleichterung – z.B. habe ich für meine Masterarbeit fast die komplette Recherche von zu Hause erledigt. Alle großen Bibliotheken haben ihre Kataloge online zugänglich, sodass man recherchieren kann, was es wo gibt. Viele Publikationen gibt es als E-Book, E-Journal oder als Paper bei Hochschulen oder Portalen digital zugänglich. So kann man in vieles direkt reinlesen – und auch dabei manchmal Zeit und Fokus etwas aus den Augen verlieren. „Ah das klingt auch interessant“, zack, schnell eine Suche gestartet.
Auch wenn ich die Zugänglichkeit aller möglichen Literatur richtig super finde: auch hier muss ich aufpassen. Und: auch dabei hilft mir aufschreiben.

Die wichtigen Fragen an uns selbst

Letztlich läuft alles darauf hinaus: Welche Medien möchte ich eigentlich überhaupt nutzen? Wohin soll meine Zeit und meine Aufmerksamkeit fließen? Tut mir dieses Medium langfristig gut? Was ist daran wichtig für mich und warum? Was ist daran interessant? Warum ist es meine Aufmerksamkeit wert? Aber auch: Wer profitiert davon und möchte ich diesen Akteuren meine Aufmerksamkeit und meine Zeit schenken? Diese und ähnliche Fragen permanent zu stellen, das übe ich täglich beim Notizen machen.


  1. Frey-Luxemburger, M. (Hrsg.). (2014). Wissensmanagement – Grundlagen und praktische Anwendung: Eine Einführung in das IT-gestützte Management der Ressource Wissen (2., aktualisierte Auflage). Springer Vieweg. ↩︎
  2. Kunze, J. (2012). Digitale Werkzeuge für die persönliche Wissensorganisation. Digitale Dienste für die Wissenschaft, 37–43. http://dx.doi.org/10.18452/6631 ↩︎
  3. Allen, D. (2022). Wie ich die Dinge geregelt kriege: Selbstmanagement für den Alltag (H. Reuter, Übers.; Aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe, 9. Auflage). Piper. ↩︎

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Astrid

    Liebe Martina, absichtsvoll zu handeln, gerade was den Medienkonsum angeht, ist eine große Herausforderung für mich. Ich lasse mich gerne treiben, ganz besonders bei Instagram, wo ich auch tief in die Kommentare eintauche. Jetzt komme ich gerade aus dem Urlaub: Nichts gepostet, nichts nachgeschaut und nichts vermisst oder verpasst. Trotzdem fände ich es schade, mich ganz davon zu trennen und komplett ins Fediverse (sagt man so, oder?) zu wechseln. Wie geht es dir mit Mastodon? Ist das gut?
    Liebe Grüße, Astrid

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