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Der Luxus des Nicht-Wissens

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  • Beitrags-Kategorie:Persönliches
  • Beitrags-Kommentare:6 Kommentare
  • Beitrag zuletzt geändert am:29.08.2024

Brauchen wir mehr Nicht-Wissen?

Meinen Aufruf zu meiner Blogparade habe ich mit „Wissen ist Macht“ begonnen. Was ist aber mit Nicht-Wissen? Susanne fragt in ihrer Blogparade, was Nicht-Wissen bedeutet. Ein willkommener Anlass, das mal für mich zu beleuchten.

Wissen ist kein Engpass – leisten Sie sich den Luxus des Nichtwissens1

Das klingt im ersten Moment wie ein Widerspruch. Wenn ich es genauer anschaue, gehört das zusammen.

Der Information Overload

Wir haben selten ein Problem, an Wissen zu kommen. Das meiste lässt sich bequem von zuhause aus recherchieren. Der Information Overload ist da schon eher ein Problem. Das ist der Punkt, ab dem die Qualität unserer Entscheidungen wieder abnimmt, weil wir die vielen Informationen, die wir zur Verfügung haben, nicht mehr sinnvoll nutzen können. Das war schon vor mehr als 20 Jahren ein Thema und ist es heute mehr denn je.
Wenn ein zuviel an Informationen auf uns einströmt, stresst uns das. Und es führt dazu, dass wir den Überblick verlieren, Quellen vernachlässigen oder überbewerten und uns über unsere Prioritäten nicht mehr im Klaren sind.
Den Information Overload können wir übrigens durchaus beeinflussen – zum Beispiel mit persönlichem Wissensmanagement.2

Wir brauchen Nicht-Wissen in Form von Filtern

Denn ohne diese Filter können wir unser Wissen nicht mehr entwickeln.
Wir müssen es ja nicht gleich so machen, wie die drei Affen oben im Bild – obwohl, manchmal vielleicht doch.
Meine Filter, das sind zum einen die Themen, die mich (aktuell) interessieren. Andere blende ich aus, bzw. nehme sie mit einem anderen Fokus wahr. Weil sie mich nicht, oder mit weniger Details interessieren, aber manchmal auch, weil sie mir vielleicht nicht gut tun.
Ein Filter kann auch sein, mal nichts oder nur zu bestimmten Zeiten Informationen zu konsumieren. Benachrichtigungen ausschalten oder Timer für bestimmte Apps einstellen sind zum Beispiel kleine Tricks, die ich für mich anwende.
Manchmal muss ich auch meinen Fokus wieder zurück setzen, neu überdenken und manches wieder ausmisten. Außerdem ändert sich mein Fokus auch – und das sogar ziemlich oft. Es ist daher auch notwendig, das ein oder andere auch mal wieder zu vergessen. Oder zumindest einige Details.
Auch dabei ist das Nicht-Wissen unverzichtbar.

Wichtig ist die Einstellung zum Nicht-Wissen

Ich finde es gar nicht schlimm, etwas nicht zu wissen. Wir haben ja den Luxus, dass wir jederzeit fast alles recherchieren können. Im Gegenteil: Ich fände es auch wahnsinnig langweilig, wenn es nichts Neues mehr zu lernen und zu entdecken gäbe. Nicht-Wissen ist spannend, weil ich es lernen kann. Alles zu wissen, klingt für mich furchtbar öde. Ich kann zugeben, wenn ich etwas nicht weiß. Und das kommt oft vor, mit einem Kind in der Warum-Phase. Diese Phase finde ich toll, ich lerne dabei auch viel. Und wenn ich neues Wissen habe, kann ich meine Meinung auch ändern.

Wichtig ist für mich, zu wissen, wie ich am besten an welche Informationen komme, wie ich recherchieren und bewerten kann. Theoretisch haben wir viel mehr Informationen und Wissen zur Verfügung, als früher. Praktisch haben Falschinformationen und eine große Menge Oberflächliches den Nachteil, dass es doch eigentlich auch schwieriger sein kann, wirklich etwas Neues zu wissen.
Die Zuverlässigkeit von Quellen bewerten, sich durch das Dickicht an Informationen zu arbeiten, um endlich das zu finden, was man braucht. Das Wissen, wie man etwas herausfindet, ist wichtiger als sich einzelne Informationen zu merken.
Ich glaube, dass Nicht-Wissen eine ganz wunderbare Voraussetzung dafür ist, Neues zu lernen und damit jedes Mal ein bisschen mehr zu wissen als vorher; für mich ist das die Einstellung zum lebenslangen Lernen.


  1. Soukup, C. (2001). Wissensmanagement: Wissen zwischen Steuerung und Selbstorganisation (1. Aufl). Gabler. ↩︎
  2. Probst, G. J. B., Deussen, A., Eppler, M. J., & Raub, S. (2000). Kompetenz-Management: Wie Individuen und Organisationen Kompetenz entwickeln (1. Aufl). Gabler. ↩︎

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Liebe Martina
    Vielen Dank für deinen Beitrag zum #NichtWissen! Ja genau, das geht mir auch so: Je mehr Informationen ich habe, desto eher bin ich bei einer Entscheidung blockiert.

    «Ich glaube, dass Nicht-Wissen eine ganz wunderbare Voraussetzung dafür ist, Neues zu lernen …; für mich ist das die Einstellung zum lebenslangen Lernen.»

    Es freut mich, wie du im «lebenslangen Nichtwissen» das Potenzial siehst, ein spannendes und entspanntes Leben zu führen und ich freue mich darüber, dass wir uns durch das Nichtwissen vernetzen konnten.

    Herzlich
    Susanne

    1. Martina

      Liebe Susanne,
      es war mir eine Freude, einen Beitrag zu deinem tollen Thema zu schreiben:-)

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