Was ist persönliches Wissensmanagement (PKM) und welche Themenbereiche umfasst es?

Wissen ist Macht, Nicht-Wissen auch, vor allem im Umgang mit der Informationsflut. Aber was bedeutet das eigentlich, und wie können wir unser Wissen so organisieren, dass es uns im Alltag und im Beruf wirklich weiterbringt? Genau hier setzt das persönliche Wissensmanagement (Personal Knowledge Management / PKM) an – ein Konzept, das weit mehr ist als das bloße Sammeln von Informationen.

Die Grundlagen des persönlichen Wissensmanagements

Im Grunde geht es beim persönlichen Wissensmanagement darum, wie du dein eigenes Wissen effektiv organisierst und nutzt. Während organisationale Wissensmanagement-Systeme sich auf Teams und Unternehmen konzentrieren, liegt beim PKM der Fokus auf der Einzelperson – also auf dir. Es ist eine Strategie, mit der du deine persönliche Weiterentwicklung und Produktivität steigerst.

Oft wird PKM als kontinuierlicher, strukturierter Prozess betrachtet, bei dem du Informationen sammelst, beobachtest und deine eigenen Ideen einfließen lässt. Es geht darum, Daten nicht einfach nur passiv aufzunehmen, sondern aktiv damit zu arbeiten.

Das Besondere: PKM ist interdisziplinär. Es greift Aspekte aus der Psychologie, dem Zeitmanagement und dem Selbstmanagement auf. Es hilft dir nicht nur dabei, Wissen zu sammeln, sondern auch zu verstehen, zu verknüpfen und letztendlich zu nutzen. Oder anders ausgedrückt: Du übernimmst selbst Verantwortung für dein lebenslanges Lernen. Klingt doch nach einem sinnvollen Ziel, oder?

Kann man Wissen überhaupt managen?

Eine spannende Fragestellung, die sich beim Thema PKM stellt, ist: Kann man Wissen überhaupt managen? Auch wenn Wissen eher individuell ist und daher nicht in der klassischen Form gemanagt werden kann, heißt das nicht, dass wir hilflos sind. Wir haben durchaus einen gewissen Einfluss darauf, was wir wissen und wie wir es managen – auch wenn es vielleicht nie perfekt gelingt.

Hier kommt die persönliche Strategie ins Spiel. Denn um dein Wissen zu organisieren, brauchst du einen Plan. Dieser Plan hilft dir, nicht nur Informationen zu sammeln, sondern sie auch zu selektieren, zu verknüpfen und letztendlich produktiv einzusetzen. Es ist also weniger ein starres Management, sondern vielmehr ein flexibles System, das du auf deine individuellen Bedürfnisse anpassen kannst.

PKM ist individuell

Persönliches Wissensmanagement wird stark von individuellen Faktoren wie deinen Denkweisen, deinem Lernstil und deinen bisherigen Erfahrungen beeinflusst. Mit anderen Worten: PKM funktioniert nicht für jeden gleich. Es gibt keine Einheitslösung.

Das bedeutet, du musst herausfinden, wie du am besten lernst und welche Methoden dir helfen, dein Wissen effektiv zu nutzen. Vielleicht bist du eher der visuelle Typ, der sich alles notieren muss, oder du lernst am besten durch Diskussionen. Diese Selbsterkenntnis ist ein zentraler Bestandteil des PKM.

Warum ist PKM wichtig?

In einer Welt, in der Informationen im Überfluss verfügbar sind und der Information Overload ein großes Problem ist, ist die Kunst der Selektion entscheidend. Die Fähigkeit, die relevanten Informationen herauszufiltern, ist eine der größten Herausforderungen des PKM. Wir sind ständig umgeben von neuen Informationen, aber nur ein Bruchteil davon ist wirklich nützlich.

Dein persönliches Wissensmanagement sollte dir dabei helfen, die für dich wichtigsten Informationen zu identifizieren. Frag dich: Welche Wissensquellen bringen mich wirklich weiter? Welche Informationen sind für meine Ziele relevant? Je besser du diese Fragen beantworten kannst, desto erfolgreicher wirst du in der Anwendung deines Wissens sein.

Die 8 zentralen Themengebiete des persönlichen Wissensmanagements

Persönliches Wissensmanagement ist facettenreich und lässt sich in verschiedene Themenbereiche unterteilen. Diese helfen dabei, den Überblick über die vielen Aspekte des PKM zu behalten und gezielt eigene Strategien zu entwickeln. Diese Themengebiete schauen wir uns jetzt an.

Planung und Zielsetzung: Was willst du eigentlich wissen?

Das erste, was du klären musst: Worum geht es dir eigentlich? Was willst du erreichen? Beim PKM geht es nicht nur darum, wahllos Wissen zu horten, sondern dir bewusst persönliche Ziele zu setzen. Diese können strategisch sein, wie etwa: „Ich will mich in den nächsten sechs Monaten in einem neuen Fachgebiet weiterentwickeln.“ Oder operativ: „Ich will lernen, wie man effizienter recherchiert.“ Was auch immer es ist – ohne ein Ziel stehst du im Nebel.

Und damit du nicht ewig im Kreis läufst, gehört dazu auch, dass du deine Fortschritte regelmäßig überprüfst. Was klappt gut? Wo musst du nachjustieren? Diese Selbstreflexion ist der Schlüssel, um dein Wissen wirklich zu managen.

Lebenslanges Lernen: Wissen hört nie auf

Wissen ist kein statisches Ding. Es verändert sich, wächst, wird herausgefordert und erneuert. Genau deshalb ist lebenslanges Lernen so wichtig. Aber das bedeutet nicht, dass du täglich stundenlang an deinem Schreibtisch sitzen musst. „Micro Learning“ ist hier das Stichwort. Kleine Lerneinheiten, die sich in deinen Alltag integrieren lassen. Podcasts auf dem Weg zur Arbeit, Artikel beim Kaffee – du lernst, ohne es zu merken.

Coaching oder Mentoring können dir außerdem dabei helfen, dich auf den richtigen Weg zu bringen und deine Lernumgebung so zu gestalten, dass sie dich unterstützt. Schaffe dir einen Raum, in dem du gerne lernst – egal, ob das dein Schreibtisch, ein Café oder der Wald ist.

Suchen, Analysieren und Filtern: Der Informationsdschungel

Informationen zu finden ist heute nicht das Problem – sie zu filtern hingegen schon. Der Schlüssel liegt darin, effizient zu suchen und zu wissen, wo du die richtigen Informationen findest. Google ist nicht immer dein bester Freund, auch wenn es manchmal so wirkt. Du musst lernen, zwischen sinnvollen und sinnlosen Quellen zu unterscheiden. Dabei hilft dir die Fähigkeit, Falschinformationen zu erkennen und kritisch zu bewerten. Frag dich: Ist das wirklich verlässliches Wissen, oder nur heiße Luft?
Und auch in deiner eigenen Wissensbasis solltest du dich ohne stundenlange Suche zurechtfinden.

Ablegen und Erfassen: Wohin mit dem ganzen Wissen?

Sobald du relevante Informationen gefunden hast, stellt sich die Frage: Wie legst du sie ab? Ob digital oder auf Papier, wichtig ist, dass du ein System hast. Eines, das du verstehst und das dir hilft, die Infos wiederzufinden, wenn du sie brauchst. Eine Klassifizierung kann dir dabei helfen. Und: Nicht alles muss aufbewahrt werden. Ab und zu tut es gut, Dinge auch mal zu löschen, um Platz für Neues zu schaffen.

Generierung von Wissen: Vom Sammeln zum Verstehen

Informationen sind nur der erste Schritt. Das eigentliche Ziel ist es, daraus Wissen zu generieren. Das bedeutet, dass du die Infos vernetzt, strukturierst und für dich aufbereitest. Vielleicht erstellst du Mindmaps, schreibst Zusammenfassungen oder visualisierst dein Wissen auf andere kreative Weise.
Es ist ebenfalls hilfreich, Informationen zu abstrahieren und zu verallgemeinern, um sie leichter mit anderen Informationen in Verbindung bringen zu können.
Durch diese Verknüpfungen entstehen neue Ideen.
Kreativität spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie ermöglicht es dir, innovative Ideen und Lösungen zu entwickeln.

Kommunikation: Wissen teilen

Wissen ist dann besonders wertvoll, wenn du es teilst. Der Austausch von Informationen, Erfahrungen und Erkenntnissen gehört genauso zum PKM wie das reine Sammeln. Dabei müssen die richtigen Inhalte ausgewählt und passend aufbereitet werden.
Auch die Kommunikation mit KI-Systemen gewinnt dabei an Bedeutung und erfordert ein anderes Verständnis von Kommunikation.

Netzwerk: Du bist nicht allein

Du musst nicht alles alleine machen. Ein starkes Netzwerk hilft dir, dein Wissen zu erweitern und gemeinsam mit anderen Neues zu schaffen. Netzwerke sind wie der Dünger für dein Wissen – sie lassen es wachsen und gedeihen. Und Co-Creation, also das gemeinsame Entwickeln und Austauschen von Ideen, wird dabei immer wichtiger. Das Beste daran? Es geht nicht nur um fachliche Kontakte, sondern auch darum, von den Erfahrungen anderer zu profitieren und sich gegenseitig zu unterstützen.

Fazit: Dein Weg zu effektivem Wissensmanagement

Das klingt nach einer Menge? Ja, das ist es auch. Aber der Vorteil von persönlichem Wissensmanagement (PKM) ist, dass du es Schritt für Schritt in deinen Alltag integrieren kannst. Es geht nicht darum, sofort perfekt zu sein, sondern darum, mit kleinen Schritten besser zu werden. PKM ist ein kontinuierlicher Prozess, der dir hilft, dein Wissen sinnvoll zu organisieren und aktiv zu nutzen. Es geht nicht nur darum, Informationen zu sammeln, sondern sie zu verstehen, zu verknüpfen und damit deine persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu fördern.

Das Beste daran: Du hast es selbst in der Hand. Egal, ob du beginnst, deine Notizen systematisch zu strukturieren oder eine Strategie entwickelst, um Informationen effizienter zu filtern – wichtig ist, dass du den Prozess als individuell ansiehst und ihn kontinuierlich anpasst. Der erste Schritt? Fang einfach an – und lerne, wie du dein Wissen so managst, dass es dich wirklich voranbringt.


Quellenangaben

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Astrid Engel

    Liebe Martina,
    Micro-Learning heißt das also, was ich ständig mache … 😊
    Auch den Begriff PKM kannte ich nicht. Danke für die gut strukturierte Zusammenfassung dessen, was ich bisher eher intuitiv mache. Sie ist sehr wertvoll für mich!
    Liebe Grüße
    Astrid

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